Making Of: Schneiden des Videos – GTA-Ben Hur

Grafik Inhalte des Videos - Editing GTA Ben Hur
Zur Inhaltlichen Orientierung gibt es hier noch mal alle Abschnitte des GTA Ben-hur Videos in der Übersichts


Endlich war es so weit. Alle Abschnitte des Videos waren gebührend in Szene gesetzt und warteten nur noch darauf, dass sie in den Timelines des Schnittprogramm zu mehr als nur die Summe ihrer Teile wurden. Doch bevor ich die 3 Intro und 2 Outros an die 10 Actionsequenzen pappen konnte, fehlte noch ein letztes Puzzlestück: Die Musik auf die das Gros des Videos geschnitten werden sollte.

Am Anfang war die Musik

Da der Weg zur Musik diesmal sehr viel gradliniger als bei der Rahmenhandlung verlief, will ich ihm diesmal keinen separaten Artikel widmen. Zumal die Wahl der Musik der Rahmenhandlung die Wahl des Hauptliedes maßgeblich beeinflusste. Das Arrangement des Lacrimosa Beats hatte mir schlichtweg so sehr gefallen, dass nach einem ganz ähnlichen Lied suchte – nur diesmal ohne traurige Unternote.

Statt den Umweg über die Suche eines klassischen Stücks zu gehen, suchte ich bei Youtube direkt nach orchestralen Hip-Hop Beats. Nachdem ich mich durch unzählige Lieder durchgeklickt hatte, blieb ich beim Beat „Eloka – Cassical“, vom gleichnamigen polnischen Rapper und Producer hängen. Nicht nur war der Beat verdammt episch und professional produziert, sondern noch auch untypisch komplex, was die Anzahl an orchestralen Motiven anging. Darüber hinaus bestach Elokas Lied durch den Verzicht an unpassenden digitalen Instrumenten und einem Intro von genau der richtigen Länge und Intensität. Zum krönenden Abschluss war der Beat laut dem Anhängsel im Titel „BEAT FOR FREE USE“ Lizenzfrei. Mit anderen Worten: Er war einfach perfekt.

Nur zu gern hätte ich den Beat an dieser Stelle eingebettet, doch leider wurde er mittlerweile von Youtube entfernt und ist auch per Google nicht mehr zu finden. Stattdessen gibt es an dieser Stelle das originale orchestrale Stück „Palladio“ von dem Komponisten Sir Karl Jenkins, dessen erste 30 Sekunden prominent in Elokas Beat gesampelt werden.

Schnittarbeit in Lightworks – Der Sound gibt den Takt vor

Es war soweit. Endlich, endlich konnte ich Lightworks anschmeißen, um mit diesem Freeware-Schnittprogramm das endgültige Video zu schneiden.

Das Schneiden des 1. Intros

Gleich am Anfang des Schnittprojekts etablierte sich die Methode für das gesamte Video: Die Musik und die Geräusche würden vorgeben, wo eine Sequenz aufzuhören und wo die nächste anzufangen hatte. Da ich in der Konzeption schon festgelegt hatte, dass das 2. Intro dann beginnen sollte, wenn beim Lacrimosa Beat Drums und Chorus einsetzen, wusste ich schon mal, wann ich den ersten Schnitt setzen musste. Also schob ich das Lied und das 1. Intro in die Timeline und arrangierte sie so, dass das Intro kurz vor Einsetzen des Gesangs aufhörte. Um die Rahmenhandlung optisch noch mehr von dem Rest des Videos abzugrenzen, hüllte ich das 1. Intro anschließend in eine schmale Vignette.

Das Schneiden des 2. Intros

Nun war das 2. Intro an der Reihe. Im Sichtungsprozess hatte ich schon die spektakulärsten Tode ausgesucht. Im Prinzip hatte diese alle die Gemeinsamkeit, dass sie Sprünge des Protagonisten oder seiner Widersacher kurz vor oder während des Todes des Protagonisten beinhalteten.  Was die Musik anbelangt, so bestand sie hingegen im Prinzip aus zwei sich wiederholenden Takten, welche in der Melodie folgenderweise aussahen:

Lacrimosa - Partitur der 2 Takte - Editing GTA Ben Hur
Die Quelle für diesen Zusammenschnitt ist eine Transkription der Originalen Mozart-Partitur für Orgel und Chor von Maurizio Machella, die er zu Gedenken an seine verstorbenen Eltern Luigi und Argentina erstellt hat. Die komplette Partitur kann Lizenzfrei bei Free Scores eingesehen und heruntergeladen werden.


Nach der einmaligen Wiederholung dieser zwei Takte folgt im Beat eine Break – was die perfekte Gelegenheit für das Ende des 2. Intro bot.

Dank des Rhythmus des Liedes wusste ich nun also, zum Einem wo das 2. Intro anzufangen und aufzuhören hatte, und zum Anderen dass es wegen der 4 Takte aus 4 Clips bestehen würde. Nun musste ich die Clips nur noch eine sinnvolle Reihenfolge bringen. Das „moo“ in „Lacrimoosa“ trug für mich das schwerste musikalisch-sentimentale Gewicht, weshalb ich beschloss, dass der dahingehörende Clip dort auch den größten Impact zeigen sollte.

Nachdem ich die mir die spektakulärsten Tode noch mal angeschaut hatte, fand ich einen Clip, wo der Protagonist beim Sprung von der Rampe in der Luft erschossen wird. Diesen Clip legte ich so in die Timeline, dass der Impact der Kugel auf das „moo“ von „Lacrimosa“ traf. Doch irgendwas stimmte immer noch nicht. Trotz richtigem Timing spiegelte der Clip den Impact des „moo“’s nicht richtig wider. Er lief einfach zu schnell ab. Also drosselte ich die Abspielgeschwindigkeit nach mehreren Testläufen auf 70% und schob den Clip wieder entsprechend zurecht. Nun passte Geschwindigkeit und Impact vom Clip mit der Musik überein. Doch wieder stimmte etwas nicht: Der Clip war zu lang und lappte in den nächsten Takt über. Nur konnte ich weder von Anfahrt noch von dem Todestaumeln etwas kürzen, ohne wieder den Impact der Todesszene zu schmälern. Waren doch gerade die Anfahrt des Sprungs und der resultierende Todestaumel genau das, was der Todesszene ihren Wums verlieh.

Doch auch hier gab die Musik nach wiederholtem Anhören den Takt vor: Während im originalen Stück nachdem „sa“ von „Lacrimoosa“ eine Pause folgt, folgt im Beat eine Clap und zwei runtergepitchte geschlossene Hi-Hats. Dies schrien geradezu danach, den Todestaumel mit Hilfe von passenden Jump Cuts zurecht zu stutzen. Gedacht, getan und plötzlich passte der Clip wie angegossen. Die restlichen Todesszenen des 2. Intros schnitten sich praktisch wie von selbst.  

Jumpcuts 2. Intro - Editing GTA Ben Hur

Um die Todesszene stärker an die Traurigkeit der Musik anzupassen, drehte ich die Sättigung nach unten. Sobald das Spiel das Wasted Overlay bei den Todesszenen einblendete, entfernte ich den Entsättigungseffekt wieder, da ein ähnlicher Effekt schon im Overlay des Spiel beinhaltet war. Neben dem Entsättigen verfremdet das Wasted-Overlay auch den Spielsound merklich, was durch die Jump Cuts den Drums plötzlich eine zusätzliche Note verpassten, die mir so sehr gefiel, dass ich sie nicht nur drin ließ, sondern sogar verstärkte.

Das Schneiden des 3. Intros

Intro 2 zu Intro 3 Fade Audio Bild - Editing GTA Ben Hur

Nachdem ich den Lacrimosa Beat in der Brake abgedreht hatte, war der Eloka-Beat an der Reihe. Auch dieses Lied gab den Ton an. Von vornerein war klar, dass mit dem Einsetzten der Drums die Actionszenen loslegen würden. Da dies 20 Sekunden dauerte, blieb genug Zeit, um den Start der Actionsequenzen gebührend einzuläuten.

Zuerst machte ich mich an die die Karte etablierenden Kameraschwenks des 3. Intro. Ich schnitt die Schwenke auf den Takt, und merkte dann, dass es langweilig war, wenn die Kamera immer in dieselbe Richtung schwenkte. Also schmiss ich GTA an, lud das Spiel, ging in den Editor, nahm die Schwenke neu auf und ordnete sie in Lightworks in einer Art Pendelbewegung an.

Das Schneiden der Actionsequenzen und Outros

Nun war es soweit. Endlich konnte ich mich an die Actionsequenzen machen. Dass ich noch ca. zehn Sekunden bis zum Einsetzen der Drums hatte, passte mir perfekt. Hatte ich mir doch eine einleitenden Actionsequenz zurecht gelegt, in der der Protagonist das Motorrad besteigt, um daraufhin einen entgegenfahrenden Widersacher mit Hilfe einer explodierenden Gas Tank in die Luft zu jagen.

Desto mehr Zeit ich im Schnittraum von Lightworks verbrachte, desto mehr wurde der Schnitt zum Selbstläufer. Sequenz um Sequenz zog ich in die Timeline und ließ mich dabei immer mehr vom Sound leiten. Statt den Takt als Vorlage zu benutzen, wann ein Schnitt zu setzten war, nahm ich inspiriert von den Jump Cuts im 2. Intro bald die lautesten Geräusche des Gameplay, also die Explosionen und Schüsse, als Fixpunkt um diese auf dem Takt zu platzieren.

Soundanpassung - Editing GTA Ben Hur
Da die zwei aufeinander folgende Explosionen von Gastank und Quadbike so gut auf den Beat passte machte ich sie in Lightworks lauter.


Nach sehr viel Herumprobieren hatte ich den ersten Rohschnitt der auf die Musik geschnittenen Actionsequenzen zusammen, den ich im Laufe einiger Tage immer mehr verfeinerte. Dass ich überhaupt so viel Spielraum bei der Anordnung der Actionsequenzen hatte, lag daran, dass ich im Rockstar Editor Replay die nötige Vorarbeit geleistet hatte. So hatte ich nicht nur die Sequenzen im Replay Editor zur Sicherheit in mehreren Kameravarianten inszeniert, sondern auch bei jeder Sequenz dafür gesorgt, längere als unbedingt nötige Intro und Outro Shots in der Hinterhand zu haben. Dadurch hatte ich stets den Freiraum, wenn der die Dynamik der Musik es verlangte, Sequenzen zu trimmen oder verlängern zu können, ohne deren cinematsiche Essenz zu verlieren. 

Um die mit den Intros aufgemachte Klammer zu schließen, beendete ich die Actionsequenzen mit der im Tod kulminierenden Tanklaster-Actionsequez. Dies war nur möglich, weil ich ihn wegen der Konzeption des 2. Jeden Tod mittels Share-Knopf aufgenommen und so das im Replay Editor fehlende Stück der Tanklaster-Szene als rohe Gameplay-Aufnahme parat hatte. Wie schon im Artikel zu den Aufnahmemöglichkeiten beschrieben, musste ich zum Verwischen des Schnitts den Replay Editor Clip im Kamerawinkel an die Gameplay-Aufnahme und die Gameplay Aufnahme in der Abspielgeschwindigkeit wiederum an den Replayclip anpassen.

Zu Guter Letzt pappte ich nach einem Blackscreen das 2 Outro in die Timeline.

Der letzte Feinschliff

Alle Soundanpassungen - Editing GTA Ben Hur
Alle Audioanpassungen auf einem Blick


Nachdem ich alle Cips in Position hatte, folgte die letzte Politur. Zuerst fügte ich fehlende Fade in und Outs hinzu und passte bestehende an, um die Abschnitte des Videos besser zu trennen und in einander überzuleiten. Daraufhin wandte ich mich den Sound zu: Ich tunte das Audio mit Keyframes und Pegel fein, brachte die beiden Songs auf eine relativ gleichmäßige Höchstlautstärke und fasste und passte die Beat anreichernden Explosionen und Schüsse an.

Das komplette Schittprojekt in Lightworks

Zum Abschluss des Tutorial sieht man hier nochmal das komplette Schnittprojekt in Lightworks – unterteilt in die inhaltlichen Abschnitte:

Komplettes Schnittprojekt - Editing GTA Ben Hur


Und als Rauschmeißer gibt es hier noch mal das zu sehen, was aus dem Lightworks Projekt geworden ist:


Damit geht das Making-Of des GTA Ben-Hur Videos zu Ende. Auch wenn ich es kaum glaube, dass jemand wirklich bis hier hin gelesen hat, möchte ich mich dennoch für die Aufmerksamkeit bedanken.


Inhaltsverzeichnis des GTA Ben-Hur Making-Ofs

  1. Das GTA Ben-Hur Video
  2. Entstehungsgeschichte der Karte
  3. Grundidee des Videos
  4. Erspielen der Action-Sequenzen
  5. Aufnahmearten der Action-Sequenzen
  6. Inszenierung der Action-Sequenzen
  7. Musikwahl der Rahmenhandlung
  8. Intros und Outros – Konzeption und Inszenierung
  9. Schneiden des Videos

2 Kommentare

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